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Stadtwappen
Mittelalter
bis 19. Jh
Neuzeit
Wirtsch.gesch.

 

Wirtschaftsgeschichte

Pirna zählte schon immer zu den bedeutendsten Ansiedlungen im oberelbischen Raum und konnte sich schon in den ersten Jahrhunderten seines Bestehens zu einem blühenden Handelsplatz entwickeln, da es am Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege lag.
Schon im 14. Jahrhundert existierte eine Fährverbindung, so daß ein lebhafter Warenumschlag zwischen Fuhrleuten und Elbschiffern zustande kam.

Zu den Handelsgütern in ältester Zeit gehörten Holz, Sandstein, Salz, Getreide, tierische Rohstoffe, handwerkliche Produkte und verschiedene Nahrungs- und Genußmittel. Traditionell wurden im großen Umfang Sandstein und Holz ausgeführt.

Auf Grundlage der reichen Holzvorkommen existierte ein ansehnlicher Schiffbau, der noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor dem Schifftor betrieben wurde.
Auch der Eisenhandel gewann größere Ausmaße, so daß 1472 (bis 1686) sogar eine Eisenkammer ge gründet wurde, die das Eisen zu festen Preisen entgegennahm.
Durch Bevölkerungszuwachs und den damit verbundenen Bedarf an handwerklichen Erzeugnissen bot sich einem Teil der Bürger eine ausreichende Erwerbsmöglichkeit. Im Jahre 1292 wurde die erste Handwerkervereinigung bestätigt, im Jahre 1597 existierten schon 21 Innungen. Von den Handwerkern leiteten sich frühzeitig einige Gassenbezeichnungen ab, z. B. Schuhgasse, Töpfergasse oder die Schmiedestraße.

Jeweils an einem Tag fand seit ältester Zeit einWochenmarkt statt, in dessen Marktgeschehen sich Verkaufsgewohnheiten und Platzzuweisungen einBürgerten. So war z. B. die westliche Seite des Marktplatzes als Kornmarkt, die Nordostecke als Garnmarkt bekannt.

markt

Durch Ackerbau und Viehzucht bestritten viele StadtBürger einen Teil ihres Lebensunterhaltes. Noch im 19. Jahrhundert besaßen Bürger im Süden und Westen Pirnas ausgedehnte Gartenanlagen.
Zu ersten wirtschaftlichen Schwierigkeiten führten veränderte Bedingungen (z. B. verschärfte Konkurrenz der Elbstädte) schon vor dem Dreißigjährigen Krieg. Mit der schwedischen Besetzung 1639 stellte sich der Niedergang ein, in deren Folge Tod, PlÄnderung und Zerstörung Alltag wurden. Handel und Gewerbe lagen danach völlig am Boden. Auch spätere Kriege haben die Stadt enorm belastet, weniger durch direkte Zerstörung, vielmehr mit auferlegten Zahlungen, Einquartierungen und Beschlagnahmen.
Gravierende VerÄnderungen für Handel und Gewerbe vollzogen sich im Laufe des 19. Jahrhunderts. Einerseits wurden feudale Vorrechte und Privilegien durch die Bedingungen Bürgerlicher Handels- und Gewerbefreiheit schrittweise abgelöst, andererseits beherrschte der Siegeszug der Dampfmaschine die Entwicklung neuer Verkehrsmittel und Produktionstechniken. Es entstanden wichtige Vorraussetzungen für eine Industriegesellschaft.

Zu einem Jahrhundertereignis gestaltete sich die Eröffnung der Eisenbahnlinie Dresden - Pirna. Die ersten Bahnreisenden wurden am 31. Juli 1848 in Pirna begrüßt. Die Bahnlinie wurde nach und nach ausgebaut und wertete Pirnas Chancen als künftigen Industriestandort deutlich auf.

Zu den ersten Produktionsstätten, die sich von herkömmlichen Handwerksbetrieben unterschieden, gehörten die Kattundruckereien. In den zwanziger Jahren fanden die Kattundruckereien allerdings ein rasches Ende. Auch andere Betriebsgründungen waren nur kurzzeitig von Erfolg gekrönt.

eisenbahn
kattun

In der Einschätzung zur wirtschaftlichen Situation überwog in der Mitte des 19. Jahrhunderts allgemein Unzufriedenheit. Aufsehenerregende Investitionen brachten die Gründerjahre ab 1871. Aber nur einige Betriebe zeigten sich von Bestand. Nach erneuter Stagnation setzte um 1885 eine Folge von Betriebsgründungen in verschiedenen Zweigen ein. Namhafte Unternehmen prägten über Jahrzehnte, zum Teil bis in die Gegenwart, die Pirnaer Industrie.
Zu den größten Neugründungen gehörte 1886 die Errichtung eines Zellulosewerkes. Die Anlagen wurden 1897 und 1905 durch durch neue Teilbetriebe in Heidenau und Pirna erweitert.
Einen bedeutenden Umfang erreichte die Glasfabrikation. Bereits 1874 entstand das erste Tafelglashüttenwerk Pirnas mit dem Unternehmen der Gebrüder Hirsch.
Als Spezialfabrik für gelochte Bleche erwarb sich seit 1872 die Firma Breuer & Co. an der Dresdner Straße einen guten Ruf.
Zu großem Ansehen gelangte die Maschinenfabrik und Eisengießerei der Gebüder Lein. Die Zwangsdemontage des Betriebes und die politisch motivierte Enteignung der Besitzer zer störten nach dem Zweiten Weltkrtieg alle Grundlagen dieser Produktion.
Die chem. Industrie war unter anderem durch die 1910 an der Dresdner Straße entstandenen "Sächsische Klebstoffwerke" vertreten.

hengst

Das holzverarbeitende Gewerbe vertraten mehrere Bau- und Möbeltischlereien. Die "Holzindustrie Pirna Friedrich Hengst" wurde für ihre Fenster weithin bekannt. Den Nachfahren von Friedrich Hengst gelang es, nach der erzwungenen Verstaatlichung im Jahre 1972, den Betrieb weiterzuleiten. Bereits am 1. Juli 1990, dem Tag der Währungsunion, nahmen sie den Betrieb von der Treuhand wieder in Privatbesitz.

Zum größten Arbeitgeber Pirnas entwickelte sich als Kunstseidenwerk Küttner. Hugo Richard Küttner begann 1908 auf einem Gelände zwischen Pirna und Großsedlitz mit der Errichtung einer Versuchsanlage zur Kunstseidenproduktion. 1910 brachte er die erste brauchbare Viskoseseide auf den Markt. Das Werk konnte beständig erweitert werden. Zur Kapitalbeschaffung erfolgte 1922 die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, aus der Küttner selbst allerdings etwa 1937 verdrängt wurde.

kunstseide

Quelle: "Pirna so wie es war" René Misterek

Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise trafen Pirna besonders hart. Das Kunstseidenwerk war noch immer größter Arbeitgeber, obwohl es 1932 mit ca. 2200 Arbeitern und Angestellten nicht einmal mehr die Hälfte der früheren Beschäftigungen nachweisen konnte.
Nach Hitlers Machtantritt orientierten sich die Nationalsozialisten auch in Pirna auf die Ausschaltung jüdischer Geschäftsleute und Unternehmen aus dem Wirtschaftsleben. Schon im April 1933 wurde eine "Boykottbewegung gegen jädische Geschäfte" inszeniert. Die Repressalien wurden immer stärker, Verhaftungen, Mißhandlungen eingeschlossen. Die Auswanderung erschien diesen Bürgern als einzige Hoffnung. 1939 lebte kein jüdischer Bürger mehr in der Stadt.

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